German subtitles for clip: File:Bäuerliche Leinenweberei - 3. Aufbäumen, Anknüpfen und Schlichten der Webkette.webm
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1 00:00:28,260 --> 00:00:30,864 Auf dem Hunsrück ist es Winter geworden. 2 00:00:30,884 --> 00:00:38,874 Damit ist die Zeit gekommen, in der im bäuerlichen Betrieb mit dem Leinenweben begonnen werden konnte. 3 00:00:38,934 --> 00:00:42,479 In Dickenschied ist inzwischen der alte Handwebstuhl aufgebaut worden. 4 00:00:46,301 --> 00:00:54,841 Für Wilhelm Mosel und Otto Klos, die die vorbereitenden Arbeiten zum Leinenweben für den Film noch einmal demonstrieren, beginnt jetzt der aufwendigste Abschnitt in der Leinenproduktion. 5 00:00:58,391 --> 00:01:04,073 Das Kettgarn muss auf den Webstuhl aufgebäumt, das heißt aufgespannt werden. 6 00:01:04,113 --> 00:01:06,835 Dazu sind einige Helfer erforderlich. 7 00:01:06,855 --> 00:01:09,996 Gelegentlich unterstützten sich dabei mehrere Familien gegenseitig. <!--missing utterance by Otto Mosel--> 8 00:01:16,288 --> 00:01:24,653 In das Kettende wird ein Weidenstecken eingeschoben. 9 00:01:24,713 --> 00:01:26,595 So, Otto, jetzt siehst du dich nur dadurch. 10 00:01:31,777 --> 00:01:32,798 So, jawohl. 11 00:01:32,919 --> 00:01:34,440 So, festgehalten jetzt noch mal. 12 00:01:34,880 --> 00:01:39,905 Dann binde ich das hier fest. 13 00:01:39,945 --> 00:01:42,868 So, dann mach ich die Knoten fest, da. 14 00:01:42,888 --> 00:01:44,149 Dann ziehen wir die Gänge auseinander. 15 00:01:49,004 --> 00:01:57,011 Jetzt müssen die einzelnen Gänge, das heißt die beim Scheren entstandenen Garnstränge von je vierzig Fäden, gleichmäßig auseinandergezogen werden. 16 00:02:02,517 --> 00:02:03,198 Dahin, nächste zwei dahin... <!--Langsam, ein bisschen näher.--> 17 00:02:20,313 --> 00:02:23,902 Jetzt die Zwei noch ein bisschen näher. 18 00:02:23,942 --> 00:02:24,524 Dann geht's weiter. 19 00:02:28,946 --> 00:02:36,434 Frau Klos, die beim Aufbäumen mithilft, steht auf der Vorderseite des Webstuhls und muss darauf achten, dass sie die Kette gleichmäßig und stramm zieht. 20 00:02:36,594 --> 00:02:40,439 Die Männer befestigen den Stecken am Kett- oder Warenbaum. 21 00:03:03,581 --> 00:03:07,086 Wilhelm Mosel setzt den Scheit- oder Lesekamm ein. 22 00:03:07,126 --> 00:03:11,572 Dieser dient dazu, die Kette beim Aufwickeln gleichmäßig breit auseinander zu halten. 23 00:03:13,411 --> 00:03:18,116 Zwischen die Holzzähne des Lesekampfs wird jeweils ein Gang eingelegt. 24 00:03:18,136 --> 00:03:23,202 Dabei müssen die Männer darauf achten, dass sich die Gänge nicht überkreuzen, sondern gleichmäßig nebeneinander liegen. 25 00:03:24,483 --> 00:03:29,346 Eine Überkreuzung nur weniger Fäden könnte bereits zu Webfehlern führen. 26 00:03:29,386 --> 00:03:32,247 Deshalb ist beim Aufbäumen größte Sorgfalt erforderlich. 27 00:03:39,901 --> 00:03:42,302 So, das lege ich die mal rüber mal da. 28 00:03:42,322 --> 00:03:44,884 Halt auch streng und dicht dahinten. <!--an Frau Kloos--> 29 00:03:44,904 --> 00:03:46,805 Dann kann dieser hier richtig einlegen. 30 00:03:47,065 --> 00:03:52,328 So, die Nächste. 31 00:03:52,368 --> 00:03:53,809 Zieh noch mal das Stück. 32 00:03:54,813 --> 00:03:55,374 Und so war es. 33 00:03:55,434 --> 00:03:58,320 So, ja. 34 00:04:05,380 --> 00:04:07,728 Der gehört noch zum Dämmer, oder? 35 00:04:17,310 --> 00:04:23,457 Wenn der letzte Gang eingelegt ist, stecken die Männer die Verschlussleiste auf den Lesekamm, damit das Garn nicht herausrutscht. 36 00:04:31,163 --> 00:04:34,988 Wilhelm Mosel befestigt die Leiste zusätzlich mit Holzdübeln am Kamm. 37 00:04:43,645 --> 00:04:44,598 So, dann kommt man raus. 38 00:05:05,271 --> 00:05:05,652 begonnen werden. 39 00:05:05,732 --> 00:05:10,938 Die beiden Helfer drehen langsam den Baum mit zwei durchgesteckten Hebeln. 40 00:05:10,978 --> 00:05:13,602 Gleichzeitig hält der Weber den Lesekamm mit den Gängen. 41 00:05:20,684 --> 00:05:24,350 Durch die Spannung des Garns fällt es den Helfern schwer, den Kettbaum zu drehen. 42 00:05:37,444 --> 00:05:44,132 Wilhelm Mosel muss den Kamm gerade in der Kette halten, damit sich die Garnlagen beim Aufziehen gleichmäßig auf den Baum verteilen. 43 00:05:45,294 --> 00:05:48,419 Frau Kloss sorgt für einen strammen Zug der Fäden. 44 00:05:48,459 --> 00:05:51,444 Immer wieder greift sie mit der Hand ordnend in das Garn ein. 45 00:05:51,464 --> 00:05:57,735 Moment, es fängt einer. 46 00:05:57,815 --> 00:05:58,176 Langsam. 47 00:06:02,627 --> 00:06:09,220 Um eine gleichmäßige Spannung des Garns und ein festes Aufwickeln zu garantieren, muss die Helferin mit ganzer Kraft an der Kette ziehen. 48 00:06:13,774 --> 00:06:16,379 Auf diese Weise löst sich langsam der Kettenzopf. <!--Frau Kloos spricht doch gans deutlich, wird aber nicht augenommen--> 49 00:06:34,229 --> 00:06:42,662 In die Schlaufe des Kettanfangs legt Frau Kloss eine Kordel ein. 50 00:06:42,702 --> 00:06:47,249 So kann sie weiterhin daran ziehen, bis das Garn fast vollständig auf den Baum gewickelt worden ist. 51 00:07:05,487 --> 00:07:09,241 Wilhelm Mosel bindet die Kordel mit dem Kettanfang am Brustbaum fest. 52 00:07:24,158 --> 00:07:28,264 Nachel rein. 53 00:07:28,304 --> 00:07:28,945 Nächste Nachel. 54 00:07:47,965 --> 00:07:53,656 Der Weber zieht zuerst einen, danach einen zweiten Stecken durch das bereits beim Scheren der Kette erzeugte Fadenkreuz durch. 55 00:07:54,981 --> 00:08:03,107 Auf diese Weise wird das Garn in zwei gleichmäßige Hälften geteilt, wobei abwechselnd zwei Fäden unten und zwei Fäden oben zu liegen kommen. 56 00:08:04,580 --> 00:08:08,367 Die Einref-Stecken werden an Hängehaltern am Webstuhl befestigt. 57 00:08:08,408 --> 00:08:12,195 Sie verbleiben während des Anknotens und auch später beim Weben in der Kette. 58 00:08:15,004 --> 00:08:17,306 So, alle, wir zwei haben es abgeschafft, wir gehen ja. 59 00:08:17,366 --> 00:08:19,208 So, alle, auf Wiedersehen. 60 00:08:19,268 --> 00:08:20,309 Das Arbeit ist noch nicht durch, für einiger. 61 00:08:20,349 --> 00:08:22,771 Was wünschen Sie? 62 00:08:22,791 --> 00:08:25,773 Das ist immer noch gespannt. 63 00:08:25,793 --> 00:08:28,035 Wünschen Sie ein Jahr. 64 00:08:28,055 --> 00:08:28,696 Der nächste Spruch. 65 00:08:30,633 --> 00:08:44,404 In der Webkammer sorgt man auch für eine konstante Temperatur im Raum und für eine gleichmäßige Luftfeuchtigkeit, da sich die Fäden je nach Luftfeuchte dehnen oder verkürzen können. 66 00:08:52,745 --> 00:08:55,572 Die Männer nehmen den Lesekamm, der nun nicht mehr gebraucht wird, heraus. 67 00:09:07,999 --> 00:09:09,041 So, oder mach den Strick ab. 68 00:09:09,061 --> 00:09:09,161 Ja. 69 00:09:04,181 --> 00:09:14,082 Draht anziehen und fallen lassen. 70 00:09:10,102 --> 00:09:10,202 Gut. 71 00:09:23,400 --> 00:09:26,823 Jetzt können die Männer mit dem Anknüpfen der Fäden beginnen. 72 00:09:26,843 --> 00:09:34,571 Dazu müssen Wilhelm Mosel und sein Helfer zuerst die Weblade und das Geschirr, das heißt die Schäfte und das Riet, in den Webstuhl einhängen. 73 00:09:43,820 --> 00:09:49,410 Im Geschirr ist noch der Rest der Alpenkette verblieben, der vom zuletzt gewebten Tuch abgeschnitten worden ist. 74 00:09:49,450 --> 00:09:52,776 Er erleichtert später das Anknüpfen. 75 00:09:52,796 --> 00:09:54,820 Die Männer setzen das Riet in die Lade ein. 76 00:10:00,981 --> 00:10:01,825 Das ist er. 77 00:10:01,845 --> 00:10:02,367 Das ist er. 78 00:10:19,580 --> 00:10:25,948 Ebenso wie die Lade legt Wilhelm Mosel die Hängevorrichtung für die Schäfte auf den Stuhlrahmen auf. 79 00:10:25,968 --> 00:10:29,913 Der Weber und sein Helfer befestigen nun daran die Schäfte an Lederschlaufen. 80 00:10:30,834 --> 00:10:34,098 So, dann hängen wir zurück und dann zurück. 81 00:10:36,898 --> 00:10:43,122 Um Platz im Webstuhl für das Anknüpfen zu gewinnen, müssen die Männer die Lade und das Geschirr vorläufig nach vorne schieben. 82 00:10:52,000 --> 00:10:56,747 In das Ende des zuletzt gearbeiteten Tuchs ist ein Weidenstecken eingewebt worden. 83 00:10:56,827 --> 00:11:03,938 Er wird mit dem alten Kettenrest, dem sogenannten Trum, in den Schlitz des Brustbaums eingelegt und mit Holzzapfen festgemacht. 84 00:11:20,640 --> 00:11:21,922 Guckst mal, wann Blei steht. 85 00:11:21,982 --> 00:11:22,743 Ich lode ihn mal ab. 86 00:11:30,903 --> 00:11:35,328 Jetzt prüft der Weber, ob der Webstuhl richtig im Winkel und im Lot steht. 87 00:11:35,368 --> 00:11:43,256 Ein schief oder schräg stehendes Stuhlgestell kann beim Anknüpfen und späteren Weben zu einem verzogenen, ungleichmäßig gewebten Tuch führen. 88 00:11:44,569 --> 00:11:49,776 Eine kleine Ungleichheit der Stände oder bereits eine Unebenheit des Fußbodens kann solche Fehler verursachen. 89 00:12:20,364 --> 00:12:21,655 Nun steht der Stuhl in der Waage. 90 00:12:32,228 --> 00:12:34,934 Wilhelm Mosel hängt die Querhölzer an die Schäfte. 91 00:12:34,954 --> 00:12:39,584 Sie werden später mit den Tritten verbunden und ermöglichen ein senkrechtes Herunterziehen des Geschirrs. 92 00:12:55,547 --> 00:12:59,793 An der Schaftseite sind die Gänge des alten Kettendes ineinander geschlungen. 93 00:12:59,813 --> 00:13:01,856 Der Weber löst sie nun. 94 00:13:01,876 --> 00:13:05,140 Wie bei der neuen Kette enthält jeder Gang vierzig Fäden. 95 00:13:05,180 --> 00:13:10,307 Insgesamt ein Tausend vierhundertvierzig Fäden, die an die neue Kette angeknüpft werden müssen. 96 00:13:31,483 --> 00:13:32,885 So, jetzt mache ich den Strick ab. 97 00:13:32,905 --> 00:13:33,726 So, den holst du jetzt. 98 00:13:43,667 --> 00:13:49,458 Nachdem Wilhelm Mosel die Kordel vom Anfang der neuen Kette gelöst hat, schneidet er die Garnschlaufen auf. 99 00:13:49,498 --> 00:13:53,706 Dabei muss er darauf achten, dass sich die Fäden nicht zu sehr verwirren oder überkreuzen. 100 00:14:08,559 --> 00:14:13,984 Der Weber zieht auch die Kordel, die beim Scheren der Kette in das Fadenkreuz eingelegt worden ist, heraus. 101 00:14:14,004 --> 00:14:17,588 Sie ist inzwischen durch die beiden Stecken ersetzt worden und wird nicht mehr gebraucht. 102 00:14:25,574 --> 00:14:30,277 Um die Kette im Arbeitsbereich zu verlängern, wickelt Otto Klos etwas Garn vom Kettbaum ab. 103 00:14:34,740 --> 00:14:35,641 So, jetzt kommst du her. 104 00:14:37,005 --> 00:14:38,555 Jetzt probieren wir noch von der anderen Seite. 105 00:14:52,694 --> 00:14:56,619 Nun muss Gang für Gang der neuen Kette auf den Stecken sortiert werden. 106 00:14:56,659 --> 00:15:01,685 Das ist notwendig, da sich beim späteren Anknüpfen kein Faden überkreuzen darf. 107 00:15:01,705 --> 00:15:05,229 Die Männer achten daher sehr penibel auf die richtige Reihenfolge des Garns. 108 00:15:06,876 --> 00:15:18,650 Die Gräfe, die ich rausziehe, schiebe ich sie gerade drüber. 109 00:15:18,690 --> 00:15:19,331 Mit drüber ziehen. 110 00:15:23,683 --> 00:15:23,963 Anzuhüten. 111 00:15:23,983 --> 00:15:24,023 So. 112 00:15:38,038 --> 00:15:41,392 Jetzt liegt das Garn gerade und sortiert auf den Einref stecken. 113 00:15:51,259 --> 00:15:51,881 So, das ist gut. 114 00:15:51,921 --> 00:15:55,894 Gehen wir auf die andere Seite an die Garenbahn und reißen mal ein bisschen zurück. 115 00:15:57,811 --> 00:16:01,677 Nun messen die Männer die Länge der Kettfäden am linken und rechten Rand. 116 00:16:01,717 --> 00:16:04,581 Die Stranglänge soll konstant sein. 117 00:16:04,621 --> 00:16:07,445 Zu lange Fäden werden daher später beim Anknoten abgeschnitten. 118 00:16:15,648 --> 00:16:20,135 Otto Klos arretiert den Kettbaum, damit sich die Kette beim Anknoten nicht abwickelt. 119 00:16:39,620 --> 00:16:44,452 Das nun folgende Anknoten ist eine mühsame, zeitaufwendige Arbeit. 120 00:16:44,512 --> 00:16:48,041 Zunächst kürzt Wilhelm Mosel die Fäden der neuen Kette auf die richtige Länge. 121 00:17:01,344 --> 00:17:03,564 Er schneidet die Schlaufen des alten Kettendes auf. 122 00:17:15,939 --> 00:17:22,652 Jetzt muss jeder Faden der alten Kette in richtiger Reihenfolge mit einem Faden der neuen Kette zusammen gedreht bzw. 123 00:17:22,692 --> 00:17:24,034 verknotet werden. 124 00:17:24,074 --> 00:17:27,260 Das erfordert viel Fingerspitzengefühl und hohe Konzentration. 125 00:17:28,980 --> 00:17:40,884 In der gewerblichen Weberei war es daher gelegentlich üblich, dass der Weber diese teilweise mehrere Tage dauernde Tätigkeit nicht selbst ausübte, sondern sie gegen Lohn von geschickten jungen Frauen ausführen ließ. 126 00:17:42,681 --> 00:17:46,559 Die für den Eigenbedarf wehmenden Bauern knoteten die Kette in der Regel selbst an. 127 00:17:59,183 --> 00:18:05,743 Der Helfer sortiert die Fäden vor dem Anknüpfen paarweise vor, damit kontrolliert werden kann, ob sich kein Fehler eingeschlichen hat. 128 00:18:09,208 --> 00:18:13,712 Ein Paar von zwei zusammengehörigen Fäden heißt Kameraden. 129 00:18:13,752 --> 00:18:15,534 Ein einzelner Faden Kamerad. 130 00:18:17,282 --> 00:18:21,825 Im Geschirr laufen die Fäden abwechselnd durch einen und durch den anderen Schaft. 131 00:18:21,865 --> 00:18:27,308 Dadurch entsteht später beim Weben die typische Leinenbindung mit sich abwechselnd über kreuzendem Garn. 132 00:18:35,207 --> 00:18:39,448 Der war drückengelagert in einem Plastiksack. 133 00:18:48,690 --> 00:18:52,396 Die einzelnen Fadenenden werden von Wilhelm Mosel angedreht. 134 00:18:52,416 --> 00:18:55,702 Zum Anknoten bildet er eine Schlaufe und zieht sie anschließend zu. 135 00:19:05,766 --> 00:19:09,712 Der im Geschirr verbliebene Rest der Alpenkette erleichtert dem Weber die Arbeit beträchtlich. 136 00:19:11,159 --> 00:19:19,669 Ist kein Kettenrest vorhanden, müssen die Fäden der neuen Kette mühsam durch die Ösen der Schäfte und anschließend durch den Rietkamm gezogen werden. 137 00:19:19,709 --> 00:19:22,573 Das nimmt wesentlich mehr Zeit in Anspruch als das Anknoten. 138 00:19:33,937 --> 00:19:37,684 Nach einigen Stunden haben die Männer bereits die Hälfte der Fäden angeknotet. 139 00:19:37,704 --> 00:19:39,468 Der Platz im Webstuhl wird immer enger. 140 00:19:53,780 --> 00:19:54,043 Das geht so. 141 00:20:03,007 --> 00:20:10,890 Die Knoten, die Wilhelm Mosel hier ausführt, müssen möglichst klein sein, damit sie sich später problemlos durch die Litzen der Schäfte ziehen lassen. 142 00:20:10,910 --> 00:20:13,591 Bleiben sie hängen, besteht die Gefahr des Fadenbruchs. 143 00:20:17,394 --> 00:20:18,276 Der ist schon langgekriegt. 144 00:20:23,184 --> 00:20:29,327 Das für die Kette gebrauchte Leinengarn haben Frauen meist an langen Winterabenden mit dem Spinnrad gesponnen. 145 00:20:29,367 --> 00:20:34,329 Um ein schönes Gewebe zu erzielen, muss es möglichst in gleichmäßiger Stärke gearbeitet worden sein. 146 00:20:35,587 --> 00:20:39,551 Unebenheiten im Kettgarn können später beim Weben zu Fadenrissen führen. 147 00:21:13,234 --> 00:21:13,380 Stopp! 148 00:21:45,166 --> 00:21:48,550 Das Anknoten der Kette war gerade für ältere Weber beschwerlich. 149 00:21:48,590 --> 00:21:53,395 Die Augen ermüdeten schnell und das lange Sitzen in gebeugter Haltung verursachte Gliederschmerzen. 150 00:22:02,243 --> 00:22:06,192 Immer wieder feuchtet der Weber die Finger mit Fett an, um besser die Fäden drehen zu können. 151 00:22:26,503 --> 00:22:32,625 Manchmal müssen die entsprechenden Kameraden gesucht werden, da das Garn eines Ganges nicht immer in richtiger Reihenfolge liegt. 152 00:22:45,517 --> 00:22:49,740 An der alten Kette schneidet Wilhelm Mosel wieder eine Gangschlaufe mit dem Messer auf. 153 00:23:01,148 --> 00:23:03,235 Oh, die hat aber gehalten. 154 00:23:03,315 --> 00:23:04,981 Ich dachte schon, ich muss mal scheren. 155 00:23:08,814 --> 00:23:15,273 In der Webkammer soll es nicht zu kalt werden, da das Anknoten mit kalten und klammen Fingern wesentlich langsamer vonstatten geht. 156 00:23:16,352 --> 00:23:22,196 Dennoch darf der Ofen nicht zu heiß sein, da sich sonst in der veränderten Luftfeuchtigkeit das Garn verziehen könnte. 157 00:23:32,597 --> 00:23:34,561 Am nächsten Tag. 158 00:23:34,601 --> 00:23:39,250 Wilhelm Mosel und Otto Kloss sind mit dem Anknoten der Kette fast am Ende angekommen. 159 00:23:39,290 --> 00:23:44,581 Bald wird es sich herausstellen, ob kein Faden vergessen wurde und das Garn in richtiger Reihenfolge verbunden ist. 160 00:23:46,295 --> 00:23:52,971 Die je nach Anzahl der Kettfäden mehrere Tage dauernde mühsame Arbeit steht kurz vor dem Abschluss. 161 00:23:53,011 --> 00:23:55,436 Deutlich sind Knoten und Fadenenden zu sehen. 162 00:23:56,451 --> 00:24:01,499 Sie liegen noch vor den Schäften und müssen später durch das Geschirr und das Riet durchgezogen werden. 163 00:24:10,219 --> 00:24:11,128 So, weiter der nächste. 164 00:24:24,757 --> 00:24:25,938 So, geben wir noch den Faden da her. 165 00:24:25,958 --> 00:24:31,843 Jetzt darfst du den Kamerad dazu, ja. 166 00:24:31,883 --> 00:24:35,806 So, geben wir den Faden da. 167 00:24:36,426 --> 00:24:36,626 Gut. 168 00:24:36,646 --> 00:24:38,428 So, erreichen wir den nächsten Faden, oder? 169 00:24:39,889 --> 00:24:41,890 Wie viel Stück hast du jetzt noch? 170 00:24:41,930 --> 00:24:42,731 Noch einer. 171 00:24:42,771 --> 00:24:44,372 Noch einer? 172 00:24:44,392 --> 00:24:46,393 Ich habe noch zweiter. 173 00:24:46,433 --> 00:24:47,694 Da müssen wir eine Spule anhängen. 174 00:24:50,229 --> 00:24:56,516 Beim Abschluss des Anknüpfens stellt sich heraus, dass am alten Kettenrest noch zwei Fäden übrig sind. 175 00:24:56,556 --> 00:25:00,300 Durch Anhängen einer Spule ergänzen die Männer die neue Kette um einen Faden. 176 00:25:19,685 --> 00:25:26,176 So, die zwei Fäden, die knuten wir an der einen da an, dass das Salven steiger wird. 177 00:25:26,537 --> 00:25:27,859 Ja. 178 00:25:27,919 --> 00:25:30,384 Und was für mehr machen wir? 179 00:25:30,544 --> 00:25:31,566 Stammhalle, die Spur. 180 00:25:33,064 --> 00:25:37,332 Das ist der Knudel, ich kriege da. 181 00:25:37,352 --> 00:25:40,198 Da muss ich zweimal knudeln. 182 00:25:40,238 --> 00:25:40,799 Stammt alle. 183 00:25:40,819 --> 00:25:41,219 Stammt. 184 00:26:06,575 --> 00:26:10,888 Die Spule bleibt während des Webens hinter dem Webstuhl liegen und rollt sich allmählich ab. 185 00:26:28,251 --> 00:26:28,596 Das ist ja ... 186 00:26:40,700 --> 00:26:44,164 Jetzt müssen die Knoten durch das Geschirr gezogen werden. 187 00:26:44,204 --> 00:26:48,710 Zunächst verbindet Wilhelm Mosel den Brustbaum durch eine Schnue mit dem Tuch oder Warenbaum. 188 00:26:57,339 --> 00:27:04,076 Das ermöglicht dem Weber durch das Drehen des Feststellrades auch den Brustbaum zu bewegen und so die lose Kette zu spannen. 189 00:27:08,513 --> 00:27:15,188 Mit Pferdekämmen glätten Wilhelm Mosel und Otto Kloss die Fadenenden, damit sie sich problemloser durch die Ösen der Schäfte ziehen lassen. 190 00:27:29,387 --> 00:27:30,928 So, Schluss. 191 00:27:30,968 --> 00:27:31,989 Komm. 192 00:27:32,009 --> 00:27:33,310 Komm, Bernd, er wird durchgeschafft. 193 00:27:51,510 --> 00:27:56,680 Die Männer beginnen nun mit dem Durchschaffen. 194 00:28:03,604 --> 00:28:09,669 Zuerst muss ganz vorsichtig der eine, dann der andere Schaft nach hinten über die Knotenreihe hinweggezogen werden. 195 00:28:22,582 --> 00:28:26,932 Das Durchziehen erfordert Fingerspitzengefühl, um Farbenbrüche möglichst zu vermeiden. 196 00:28:34,145 --> 00:28:38,772 Jede Öse, der sogenannte Hempel des Schaftes, rutscht dabei über einen Knoten. 197 00:28:40,515 --> 00:28:44,260 Es wird sich herausstellen, ob die Kette gut angeknotet worden ist. 198 00:28:44,280 --> 00:28:47,866 Bei dieser Arbeit ist auch die Gefahr, dass die Schäfte beschädigt werden, besonders groß. 199 00:28:56,366 --> 00:29:04,334 Noch bis zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts war es in den Mittelgebirgen, wie hier auf dem Hunsrück, vielerorts üblich, das Leinen für den Hausgebrauch selbst herzustellen. 200 00:29:05,536 --> 00:29:09,883 Dennoch besaß bei weitem nicht jeder Haushalt einen eigenen Webstuhl. 201 00:29:09,903 --> 00:29:17,575 Viele Familien ließen das selbst gesponnene Garn häufig bei einem Weber, der diesen Beruf meist im Nebenerwerb ausübte, verarbeiten. 202 00:29:19,119 --> 00:29:32,608 Als mit dem Aufkommen der Maschinenwebstühle preiswertere Baumwollstoffe das unrentable Leinenweben zunehmend verdrängten, waren es meist ältere Weber, die an der traditionellen Leinenherstellung festhielten und sich damit ihr Brot verdienten. 203 00:29:33,761 --> 00:29:37,086 Sie wollten und konnten in ihrem Alter ihren Beruf nicht mehr wechseln. 204 00:29:47,094 --> 00:29:48,577 Das Geschirr kann in die Mitte gerückt werden. 205 00:30:06,158 --> 00:30:10,788 Um das Riet besser über die Knoten durchzuschaffen, nehmen die Männer es aus der Lade heraus. 206 00:30:20,758 --> 00:30:23,539 Sie bewegen das Riet beim Durchziehen auf und ab. 207 00:30:23,559 --> 00:30:25,320 Das erleichtert das Durchrutschen der Knoten. 208 00:30:34,599 --> 00:30:37,502 Gut, das wird schon wunderbar. 209 00:30:37,542 --> 00:30:40,285 So, die Lade dabei. 210 00:30:40,345 --> 00:30:41,567 Umheben. 211 00:30:41,627 --> 00:30:42,127 Einsetzen. 212 00:30:42,187 --> 00:30:43,709 Und der Erste. 213 00:30:43,769 --> 00:30:44,169 Und der Erste. 214 00:30:46,681 --> 00:30:50,533 Die Lade wird nachgeschoben und das Riet wieder eingelegt. 215 00:31:02,756 --> 00:31:03,317 So, es klappt. 216 00:31:15,235 --> 00:31:19,171 Wilhelm Mosel steigt nun in den Webstuhl, um die Tritte mit den Schäften zu verbinden. 217 00:31:53,480 --> 00:31:56,722 Trotz aller Sorgfalt beim Durchziehen sind einige Kettfäden gerissen. 218 00:31:57,610 --> 00:31:59,064 Sie müssen nun wieder angeknüpft werden. 219 00:32:34,253 --> 00:32:41,857 Im Gegensatz zum Anknüpfen ist es jetzt notwendig, das Garn durch die Metallösen der Schäfte und anschließend auch durch das Riet durchzuführen. 220 00:32:49,935 --> 00:32:56,766 Vor der Lade knotet Wilhelm Mosel es wieder an das richtige Fadenende des alten Kettenrestes an. 221 00:32:56,786 --> 00:33:03,838 Dadurch, dass das Kettgarn gleichmäßig auf den Einref stecken liegt, kann der Helfer leichter die entsprechenden Kameraden finden. 222 00:33:19,711 --> 00:33:26,562 Mit einem Passierhaken, der ähnlich einer Häkelnadel, am Ende leicht gebogen ist, zieht der Weber die Fäden durch Schäfte und Riet. 223 00:33:48,269 --> 00:34:02,375 Da im Gegensatz zum Scheren und Anknoten das spätere Weben einfacher Leinenstoffe keine großen Kenntnisse erforderte, ließ sich gerade in der bäuerlichen Weberei mancher Landwirt diese vorbereitenden Arbeiten von Fachleuten ausführen oder dabei helfen. 224 00:34:03,176 --> 00:34:07,784 Jeder falsch angeknotete Faden verursachte nämlich später unerwünschte Webfehler. 225 00:34:12,250 --> 00:34:19,499 Während die Männer in der Bosselkammer mit dem Anknoten der Fäden beschäftigt sind, bereitet Frau Klos in der Küche die Schlichte vor. 226 00:34:19,559 --> 00:34:23,324 Es handelt sich um einen Mehlbrei, mit dem die Kette später bestrichen wird. 227 00:34:24,281 --> 00:34:30,868 Dadurch macht man sie strapazier und gleitfähiger und verhindert, dass die Fäden bei der Beanspruchung durch das Geschirr erheißen. 228 00:34:43,494 --> 00:34:49,766 In den Mittelgebirgsregionen, wie hier auf dem Hunsrück, verwendete man für die Schlichte das preiswerte Roggenmehl. 229 00:34:49,826 --> 00:34:52,652 Es wird mit Wasser zu einem nicht zu dicken Brei angerührt. 230 00:34:53,910 --> 00:34:57,742 Am Niederrhein benutzte man häufiger Weizen- oder Buchweizenmehl. 231 00:34:57,783 --> 00:35:00,732 Es gab auch Schlichten aus Kartoffel- oder Kastanienmehl. 232 00:35:20,700 --> 00:35:28,648 Nachdem Frau Klos das Mehl erst mit kaltem Wasser angerührt hat, gibt sie nun heißes Wasser dazu und rührt die Schlichte so lange, bis sich die Klumpen aufgelöst haben. 233 00:35:32,330 --> 00:35:35,392 Geschlichtet wurden Leinen und Baumwollketten. 234 00:35:35,432 --> 00:35:38,134 Wollgarne mussten geleimt werden. 235 00:35:38,154 --> 00:35:41,056 Für Baumwolle benutzte man auch Öl oder Schweineschmalz. 236 00:35:42,198 --> 00:35:50,313 Bei Leinengarn verzichtete man meist auf das Fett, da es sich aufgrund der üblichen Bleich- und Waschverfahren nur mühsam aus dem fertigen Gewebe entfernen ließ. 237 00:36:01,118 --> 00:36:01,219 Mh. 238 00:36:16,621 --> 00:36:17,470 Komm, wir haben einen Schneckefisch. 239 00:36:23,772 --> 00:36:31,344 Während Frau Klos in der Küche die Schlichte angerührt hat, haben die Männer in der Bosselkammer damit begonnen, das Garn für das Auftragen des Mehlbreis vorzubereiten. 240 00:36:34,615 --> 00:36:39,706 Dazu schieben sie in das Fadenkreuz hintereinander mehrere Einref stecken. 241 00:36:39,746 --> 00:36:44,477 Durch das Einraffen wird die Oberfläche der Kette strammer und man kann sie leichter bearbeiten. 242 00:36:45,959 --> 00:36:52,968 Die Einref-Stecken vereinfachen auch das Sortieren und Wiederfinden einzelner Kettfäden, zum Beispiel bei einem Fadenbruch während des Webens. 243 00:36:58,991 --> 00:37:02,557 So, dann bringe ich noch mal die Spielchen und die Schläge. 244 00:37:02,577 --> 00:37:05,763 Ja, das können wir gleich anfangen nachher. 245 00:37:05,803 --> 00:37:07,286 Ja, dann werfen wir sie noch her. 246 00:37:08,187 --> 00:37:09,149 Ich denke, das klappt. 247 00:37:18,819 --> 00:37:22,566 So, das schiebe ich. 248 00:37:22,586 --> 00:37:23,388 So, fertig, ja. 249 00:37:23,408 --> 00:37:27,156 So, das muss noch etwas geschehen. 250 00:37:36,093 --> 00:37:37,094 Dann setze ich dich mal drauf. 251 00:37:50,154 --> 00:37:53,640 Wilhelm Mosel verbindet nun die Schäfte mit den Fußtritten. 252 00:37:53,680 --> 00:38:03,155 Jetzt kann probiert werden, ob die Fachbildung, das heißt das abwechselnde Hochziehen der Schäfte und somit das Anheben, jeweils der Hälfte der Kettfäden funktioniert. 253 00:38:08,268 --> 00:38:08,698 Ja, ich glaube so. 254 00:38:30,518 --> 00:38:37,000 Der Weber muss die restlichen Stecken nun nicht mehr mühsam einraffen, sondern kann sie problemlos durch das gebildete Fach einschieben. 255 00:38:50,611 --> 00:38:53,156 So, jetzt schnell vorwärmen. 256 00:38:53,176 --> 00:38:53,617 Hinhoch. 257 00:38:53,717 --> 00:38:54,979 Noch zurück. 258 00:38:54,999 --> 00:38:56,402 Noch zurück noch ein bisschen. 259 00:38:56,422 --> 00:38:56,563 Gut. 260 00:38:56,583 --> 00:38:57,064 Jetzt zurück. 261 00:39:02,879 --> 00:39:06,125 Zum Schlichten ist es erforderlich, das Geschirr wieder nach vorne zu rücken. 262 00:39:43,274 --> 00:39:49,307 Wilhelm Mosel tumpt die Bürsten nur leicht in den Mehlbrei ein. 263 00:39:49,367 --> 00:39:53,836 Er darf nicht zu viel schlichte auftragen, da sonst das Leinengarn zusammenkleben könnte. 264 00:40:28,592 --> 00:40:35,778 Die restliche Schlichte braucht er später noch beim Weben. 265 00:40:51,333 --> 00:40:54,995 Bevor mit dem Anweben begonnen werden kann, muss die feuchte Kette antrocknen.