Commons:Warum wir hoch aufgelöste Medien brauchen
Oft fragen die Mitwirkenden und Personen, die Medien lizenzieren "Warum braucht Wikimedia Commons Medien in hoher Auflösung? Ist nicht die Auflösung fürs Web ausreichend für die Nutzung auf Wikipedia?" Natürlich sind Medien in Webauflösung besser als gar keine Medien, gleichwohl sind hoch aufgelöste Medien sehr bedeutsam für das Erreichen einer Vielzahl wichtiger Zwecke für das Projekt und daher streben wir wo immer möglich nach den höchstmöglichen Auflösungen.
Gedruckte Werke
Typischerweise erreichen Computermonitore und Handybildschirme etwa 200 bis 500 ppi (Punktdichte). Deshalb lassen sich auf diesen auch Detailmangel, Artefakte, oder beide deutlich anzeigen lassen. Um dies zu veranschaulichen: Selbst ein billiger Tintenstrahldrucker schafft 300 ppi; typische Laserdrucker erreichen sogar 600 bis 1200 dpi. Aus diesen Gründen sind Auflösungen, die für das Web ausreichen, nicht für die professionell gedruckte oder bildschirmanzeigenbasierte Anwendung ausreichend, sofern es Alternativen gibt. Eines unserer Projektziele ist es, Druckversionen von Wikipedia-Artikeln zu etablieren, die auf professionellem Niveau wiederzufinden sind. Daraus ergibt sich die Möglichkeit, diese gedruckten Artikel analog zu verbreiten und etwa an Menschen weiterzugeben, die von der Computertechnologie nicht profitieren können, aber dafür auf hochauflösende Medien nicht verzichten müssen.
Um dies auszuprobieren, gehe zu de:Hauskatze, klicke auf "Druckversion", und dann auf "Print to PDF". WICHTIG: "Als PDF herunterladen" gibt nur eine komprimierte Version aus, während "Druckversion" eine hochauflösende Alternative ist. Öffne die ausgegebene Datei mit einem PDF-Reader, und zoome in eine Bilddatei. Aus dieser Tatsache resultiert, dass die Druckversion schärfere Bilder bereithält, als die Webseite, was sich positiv auf die gedruckte Qualität niederschlägt.
Sehr hochauflösende Bildschirme (4K/8K)
In den letzten zehn Jahren haben Technologiehersteller Displays mit immer höherer Pixeldichte eingeführt, wie z. B. Apples Retina-Displays (bis zu 476 dpi, inzwischen auf die gesamte Produktpalette ausgeweitet), Googles Nexus-Geräte (bereits bis zu 445 dpi beim Nexus 5) und Samsungs ATIV Book 9 Plus, ein 13-Zoll-Laptop mit einer Auflösung von 3200x1800. MediaWiki hat bereits damit begonnen, 1,5- und 2-fache Bilder für diese Geräte bereitzustellen[1], und es besteht kein Zweifel daran, dass in Zukunft noch größere Bilder bereitgestellt werden müssen, insbesondere wenn Bilder im Vollbildmodus angezeigt werden. Mit hochauflösenden Medien erscheinen die Bilder auf diesen Displays scharf und knackig wie Abzüge in einer Zeitschrift, statt pixelig und unscharf.
Extrahierte Bilder
Typischerweise kann ein hochauflösendes Bild auf den gewünschten Bereich zugeschnitten werden. Dies setzt den Fokus auf einen bestimmten neuen Punkt, da kleinere Details verdeutlicht werden. Eines der triumphalsten Beispiele von Commons ist File:The Anti-Slavery Society Convention, 1840 by Benjamin Robert Haydon.jpg (hier rechts), eine detaillierte Malerei der 1840 veranstalteten "Anti-Slavery Society Convention". Dies war ein historisches Ereignis, in das viele historische Personen involviert waren. Nicht weniger als 35 Portraits konnten aus dem Bild extrahiert werden; viele abgebildeten Personen haben keiner anderen Bilder auf Commons. Hätten diese Bilder eine typische Web-Auflösung, wären die zugeschnitten Versionen derart gering (etwa 20 x 20 Pixel), dass die Personen nicht identifzierbar und damit nutzlos wären. Trotz der hohen Auflösungen der Quelldatei erhalten die extrahierten Bilder nur die niedrige Web-Auflösung, was suggeriert, dass tatsächlich sogar eine "höhere" Auflösung nützlich wäre. Dasselbe gilt für Gruppenfotos.
Eine ähnliche Quelle von mehreren Bildern ist File:Pieter Brueghel the Elder - The Dutch Proverbs - Google Art Project.jpg, mit über 120 extrahierten Bildern, die individuelle Sprichwörter bebildern. Bevor die 23 Megapixel-Version des Bildes veröffentlicht wurde, waren die Zuschnitte derart winzig (ca. 80 x 80 Pixel), dass sie faktisch (enzyklopädisch sinnvoll) nicht eingebunden werden.
Die Wikipedia hat viele Artikel über individuelle Malereien; da kommt es auch vor, dass Teile davon hervorgehoben werden, um künstlerische Eigenschaften, Authentizität und Besonderheiten von Werken zu zeigen und zu bebildern. Anderes Anwendungsbeispiel ist etwa die Signatur des Künstlers, die aus einem Werk extrahiert wird. Im Bereich der bildenden Künste werden solche Zuschneidungen "Details" genannt und sind häufig in literarischen Werken inkludiert.
Extrahierte Videoframes
Analog dazu sind (ultra-)hochauflösende Videos nützlich, da aus diesen qualitativ hochwertige Bilder entnommen und weiterverwendet werden können. Diese wiederum können wie bereits oben erwähnt angewandt und - analog und digital - verbreitet werden. Commons hat momentan eine Grenze der Dateigröße von 4 GiB, was es erschwert, gerade längere Dokumentationen hochzuladen. Solche Werke jedoch versprechen eine hochwertige Quelle für edukative Zwecke. So kann eine Aufnahme eines kulturellen Zuges durch seine Originaltreue realitätsnah eingebunden werden.
Identifizierbarkeit
In einem typischen Museum oder botanischen Garten sind alle Artefakte sorgfältig betitelt und mit allen dazu bekannten Informationen ausgestattet, jedoch wird dies in der größeren Welt oft nicht so gemacht. Um einen Künstler oder Baumeister hinter einem Artefakt identifizieren zu können, ist es nötig, jedes noch so kleine Detail ausmachen und betrachten zu können. Dies enthält die Lesbarkeit von Unterschriften oder (künstlertypische) Merkmale wie das Material, aus dem das Werk ist, oder der Pinselduktus. Eine Unterscheidung von der betrügerischen Kopie und dem Original ist eine besondere Herausforderung (siehe Unterscheidung von echten Banknoten und Blüten). Analog dazu benötigt die Artbestimmung von Pflanzen, Tieren, Insekten etc. eine genaue Betrachtung von feinen Details, wie etwa die Muster der Venen oder die Verzahnung der Blätterkanten.
Hochauflösende Luftaufnahmen ermöglichen eine (gute) Lesbarkeit von Bannern und Zeichen. Eine präzise Identifizierung von Abbildungen innerhalb des Bildes unterscheidet zwischen nutzlos und nützlich.
Technische Details
Viele Bilder, besondere komplexe, enthalten kleine Details, die für interessierte Menschen edukativen Wert haben - manche davon können von uns nicht erwartet werden. So ist Der Garten der Lüste (rechts zu sehen) ist ein komplexes Werk, für das mehrere Stunden notwendig sind, um die Aussagen des Werkes komplett zu analysieren und zu verstehen. Für derartige Werke ist es nicht zielführend, egal wie viele Teile des Bildes als Ersatz zum Ganzen zu nehmen und das gesamte Werk detailliert abzulesen.
Dies gilt auch für Fotografien: So ermöglicht eine hochauflösende Aufnahme eines Computer-Motherboards ein sehr exaktes Labeln von Komponenten mit konkreter Beschreibung. Darüber hinaus ist ein Nachverfolgen von Verbindungen möglich. Niedrig auflösende Bilder hingegen ermöglichen keinen derartigen tiefen Einblick in die Funktionsweise der Komponente.
Restaurierung
Hochauflösende Bilder können einfacher digital wiederhergestellt werden. Staub, Schmutz und Kratzer in einem High-res-Bild, die deutlich sichtbar sind - und einfach zu entfernen sind - führen stattdessen zu lokalen Verfärbungen oder Artefakten in einem Bild mit Webauflösung, für deren Entfernung fortgeschrittenere Techniken und mehr Spekulationen (Abwägungen) erforderlich sind.
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Brontë-Schwestern, originale Version - beschädigt durch unangemessene Lagerung
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Restaurierte Version
Siehe auch
- Wie das Rijksmuseum seine Sammlung geöffnet hat, archived on 11 August 2015:
- Commons:Verlustbehaftete und -freie Kompression
- Commons:File types#Highest resolution