File:Geschichte der Philosophie by Albert Schwegler 069.jpg

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Deutsch: Buch: Geschichte der Philosophie im Umriß. Ein Leitfaden zur Übersicht. Neue Ausgabe, durchgesehen und ergänzt von Jakob Stern (Reclams Universal-Bibliothek. Band 2541/2545), Leipzig: Reclam, o. J. [1889].
Date
Source Geschichte der Philosophie im Umriß
Author Albert Schwegler (1819 - 1857)


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TEXT


(Sokrates)
69
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schen Vorstellung, als ob Sokrates eine Philosophie, nämlich eine spekulative, gehabt hätte, aus einer unhistorischen Verkennung der Schranken, durch welche der philosophische Charakter des Sokrates noch bedingt und gehemmt ist. Eine sokratische Lehre gab es eben nicht, sondern nur ein sokratisches Leben; und eben hieraus erklären sich auch die disparaten philosophischen Richtungen seiner Schüler.


6. Allgemeiner Charakter des sokratischen Philosophierens.


Das Philosophieren des Sokrates ist durch seinen Gegensatz teils zur vorangehenden Philosophie, teils zur Sophistik bedingt und bestimmt.
Die vorsokratische Philosophie war in ihrem wesentlichen Charakter Naturforschung gewesen; mit Sokrates wendet sich der Geist zum erstenmal auf sich selbst, auf sein eigenes Wesen, aber er thut dies in der unmittelbarsten Weise, indem er sich als handelnden, als sittlichen Geist faßt. Das positive Philosophieren des Sokrates ist ausschließlich ethischer Natur, ausschließlich Untersuchung über die Tugend, so ausschließlich und einseitig, daß es sich sogar, wie es immer in ähnlicher Weise beim Auftreten eines Prinzips zu gehen Pflegt, als Verachtung des bisherigen Strebend, der Naturphilosophie und Mathematik, aussprach. Alles unter den Gesichtspunkt unmittelbarer sittlicher Förderung stellend, fand Sokrates in der „Vernunftlosen“ Natur so wenig ein würdiges Objekt des Studiums, daß er sie vielmehr gemein-teleologisch nur als äußerliches Mittel für äußerliche Zwecke aufzufassen wußte; ja er geht sogar, wie er in Platos Phädrus [ w:de:Phaidros ] sagt, nicht spazieren, da man von Bäumen und Gegenden nichts lernen könne. Als einzige menschenwürdige Aufgabe, als der Ausgangspunkt alles Philosophierend erschien ihm die Selbsterkenntnis, das delphische γνῶϑι σαυτόν [ w:de:Gnothi seauton; Erkenne dich selbst! ] alles andere Wissen erklärte er für so geringfügig und wertlos, daß er

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