File:Bloot, Pieter de - Christus bei Maria und Martha, 1637.jpg

In seinem Bild "Christus bei Maria und Martha" kombinierte Pieter de Bloot die religiöse Szene mit einem Küchenstillleben im Vordergrund. Dieser Bildtyp war zur Entstehungszeit des Gemäldes 1637 bereits veraltet und geht auf Kompositionen von Pieter Aertsen (1507/08– 1575) aus der Mitte des 16. Jahrhunderts zurück. Dass die sakrale Darstellung in den Hintergrund gedrängt scheint, ist kein Ausdruck schwindenden Interesses am Glauben und seiner Botschaft. Im Gegenteil: Diese wertende Anordnung ist Symbol für den Dualismus des menschlichen Lebens. Dem Menschen steht meist sein körperliches Wohlbefinden symbolisiert durch das Stillleben aus prächtigen Früchten, Gemüse et cetera näher als sein Seelenheil und damit auch sein Glaube an Gott. Es gilt also, die Versuchung durch die Genüsse des Alltags zu überwinden und durch die Hingabe an die wahren Werte des Lebens seine Seele zu retten. Dabei zeigen Maria und Martha durch ihre unterschiedlichen Charaktere die zwei Möglichkeiten auf, Gott zu dienen: Martha mit dem Buch in der Hand steht für die "Vita contemplativa", also für Studium und Meditation. Maria mit Schürze und tatkräftig aufgekrempelten Ärmeln steht für die "Vita activa", den Weg der guten Taten. Der sinnliche Aspekt des überreichen Arrangements an Köstlichkeiten am Küchentisch spielt auch auf die Sexualität an: Die Katze, die den Fisch frisst, Vögel, Eier und Zwiebeln galten als erotische Symbole.