File:Frankfurt Am Main-Fay-BADAFAMNDN-Heft 26-Nr 306-1911-Bruecke mit Brueckenmuehle.jpg
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[edit]DescriptionFrankfurt Am Main-Fay-BADAFAMNDN-Heft 26-Nr 306-1911-Bruecke mit Brueckenmuehle.jpg |
English: Issue 26, Table 306 / Title on the table: Bridge with Bridge Mill. / Original description: [Follows]
Deutsch: Heft 26, Tafel 306 / Titel auf der Tafel: Brücke mit Brückenmühle. / Originalbeschreibung: Zu den Denkmälern der alten Reichsstadt, die durch Geschichte und Sage verklärt, bestimmt sind für ewige Zeiten im Gedächtnis der Menschen fortzuleben, gehört die „rote Mainbrücke.“ Aus Mainsandstein errichtet, auf massiven Pfeilern mit kräftigen Vorder- und Hinterköpfen, die zwischen dem 5. und 7. Bogen eine architektonisch recht wirksame Ausbuchtung erfahren haben, überspannt sie in halbkreisförmigen Bogen aus Quaderschichten den ruhig dahinströmenden Flusslauf. Ueber das Alter sind wir nur schlecht unterrichtet. Die erste urkundliche Erwähnung der alten Brücke geschieht im Jahre 1222, doch ist mit Sicherheit anzunehmen, dass die Erbauung einer Holzbrücke in weit frühere Zeit hinaufreicht. Mau kann sich kaum vorstellen, dass die ansehnliche Niederlassung um den „Saalhoeff,“ das alte Palatium Ludwigs des Frommen, nicht schon sehr bald mit den ausgedehnten Wohnsitzen der Ministerialen in der Sachsenhäuser Gemarkung in direkter Verbindung gestanden hat. Allein die Unsolidität des Materials und die rohe Naturgewalt, worunter die Menschheit des Mittelalters in ganz anderer Weise zu leiden hatte als wir in unseren Tagen, zwangen zu dem kostspieligen Ersatzbau in Stein. Doch brachten Mangel an Mittel wie auch die Schwierigkeit geeignete Arbeitskräfte zu finden das monumentale Werk nur langsam voran. Man fundierte die Pfeiler unmittelbar mit Hülfe von eichenen Schwellenrosten auf die Flusssohle, die nicht etwa, wie irrtümlich angenommen wird aus Tonschiefer sondern aus blauem Cyrenenmergel besteht, der bei der verstärkten Strömung zwischen den Pfeilern den wachsenden Auskalkungen der Sohle nicht genügenden Widerstand entgegensetzt. So wird denn im Laufe des 13. und 14. Jahrhunderts wiederholt von ausgeführten Steinarbeiten an Pfeilern und Schwibbogen berichtet. Auch für König Heinrich, den Sohn Friedrichs II. bildete die Erhaltung der Brücke im Interesse des Reiches einen Gegenstand schwerer Sorge. Der aus politischen Gründen vor allem den Städten wohlgesinnte junge Fürst verlieh im Jahre 1235 ein Privilegium zur halben Nutzung der Münze und zum Bezug des zur Reparatur der Brücke nötigen Holzes aus dem Reichswalde. Auf das höchste bedroht muss aber die Erhaltung der Brücke um das Jahr 1300 gewesen sein. Anders hat es keinen Sinn, dass fünfzehn italienische Bischöfe einen Ablass für jene Gläubigen gewähren, die zum Bau der vom Hochwasser zerstörten Pfeiler beitrugen. Die Brückenbahn bestand zu jener Zeit zum grössten Teil aus Holz und gab dem Bauwerk noch nicht durch die eigene Schwere der gewaltigen Schwibbogen eine Stabilität, die allen Unbilden der Witterung bis zum heutigen Tage getrotzt und entgegen den gemachten Einwänden auch für absehbare Zukunft noch trotzen würde. Immerhin mag die Brücke im Jahre 1405, wie die Abbildung von dem Schreiber eines Bedebuches zeigt, das heutige Aussehen gehabt haben. Wenn dennoch aus dem Jahre 1419 berichtet wird, dass man an dem letzten Pfeiler gearbeitet habe, damit mam fernerhin „des kostlichen buwes mit holczwercken nit bedarff, sondern balken druber leget und druff brückendele“, so handelt es sich hier um die Beseitigung eines Zustandes, den man im Hinblick auf unruhige Zeiten belassen hatte, um gegebenen Falles ohne weitere Schwierigkeiten die Verbindung der beiden Flussufer aufzuheben. Einen gewissen Schutz gewährte immer noch der über zwei Oeffnungen belassene Brückenbelag aus Bohlen, der erst Ende des 16. Jahrhunderts durch Bogen am Sandstein ersetzt wurde. Und böse Zeiten zogen für das ehrwürdige Denkmal herauf. Im Jahre 1427 sah sich der Rat der freien Reichsstadt genötigt aus Furcht vor den wilden Horden der Hussiten die Bogen der Brücke mit schweren Balken versperren zu lassen. Den Einspruch des in seinen Fluss- und Hoheitsrechten sich beschränkt glaubenden Erzbischhofs von Mainz nahm man leicht. Etwa 100 Jahre später aber, während der Bewegung des Bauernaufstandes, der auch in das Maintal hinüber gegriffen hatte, pflanzte die ärmere Bevölkerung der Stadt die Fahne der Empörung auf der Brücke auf, ohne dass es jedoch zu ernsthafteren Zusammenstössen gekommen war. Schlimmer erging es dem Bauwerk im schmalkaldischen Kriege. Als das Protestantenheer zur Belagerung der damals in kaiserlichem Besitz sich befindenden Reichsstadt schritt, hatte man alle Vorkehrungen zum Schutze des unentbehrlichen Verkehrsweges getroffen. Grosse Leinentücher waren auf der Brücke gespannt und die Mühle selbst mit grossen Wollsäcken verstopft, um sie während der Zeit der Bedrängnisse in Gang zu halten. Der Hauptanschlag zur Zerstörung der Brücke vermittels schweren Geschützes vereitelte der Abschluss des Passauer Vertrages und der damit verbundene Abzug eines Teiles der Belagerungstruppen. Kaum weniger ernst war die Lage der Brücke im dreissigjährigen Kriege. Auf der Fahrbahn selbst kam es zu heftigem Kampfe, und es muss als ein Wunder angesehen werden, dass bei dem Geschützfeuer von Ufer zu Ufer, wobei 26 Häuser in Asche gelegt wurden, die Brücke selbst kaum wesentlichen Schaden erlitt. Allein an dem Kruzifix seien, wie die Ueberlieferung will, noch heute die Spuren von Schwedenkugeln sichtbar. Im siebenjährigen Kriege, wie im Befreiungskriege hat ein günstiger Stern über der Stadt gewaltet und grössere Verluste ferngehalten. Im Sturmjahre 1848 sah die Brücke die letzten kriegerischen Ereignisse, die aber Spuren irgendwelcher Art an dem Denkmal nicht hinterlassen haben. Wie in Kriegszeiten, so stand auch in den Jahren des Friedens die alte Mainbrücke im Mittelpunkt des Interessens der Bewohner. Ein gewaltiger Menschenstrom zog jahraus jahrein auf uralten Handelswegen über die Brücke, die zur Lebensader des Rhein- und Main-Gaues geworden war. Durch besondere Gesetze geschützt, bedrohte man einen jeden, der auf der Brücke Streit anfing mit dem Abhauen der rechten Hand. Die hohe Bedeutung für das Wohl der Stadt liess das ehrwürdige Bauwerk aber auch zu Kultzwecken geeignet erscheinen. An hohen kirchlichen Festtagen wandelte man in feierlicher Prozession zur Brücke, und es muss ein ergreifender Augenblick gewesen sein, wenn sich die wallenden Fahnen im Strom spiegelten, während die Pappeln zu dem frommen Gesange der Menge rauschten. — Doch auch als Richtstätte genoss die Brücke ein gefürchtetes Ansehen. Die Sitte des Ertränkens löste im 15. Jahrhundert die beliebte Todesstrafe des Verbrennens ab. Die Stelle, an der man den Delinquenten in ein Fass geschlagen in den Fluss hinabstiess, mag dort gewesen sein, wo noch heute das Kruzifix mit dem goldenen Hahn zu sehen ist. Das Denkmal widerspricht nicht symbolisch dem Vergeltungsakt. Auch fliessen die Wasser unter dem Bogen reissend genug, um das Auffischen der Verbrecher zu verhindern. So sind Erinnerungen vielfacher Art mit dem alten Bauwerk verknüpft, dass nicht mit Unrecht das „Wahrzeichen“ Frankfurts genannt worden ist. Einst trug die Brücke ein anderes Aussehen als es heute der Fall ist. Die Brückenköpfe waren mit Türmen bewehrt, deren schlanke Silhouetten dem Uferbilde einen unendlich reizvollen Charakter verliehen. Den Turm auf dem Sachsenhäuser Aufgang, der mit zierlichen Ecktürmchen ausgestattet war, legte man schon im Jahre 1765 nieder. Ihm folgte der Frankfurter Turm im Jahre 1801 nach, der mit reichem Bilderschmuck versehen war und als Warnungszeichen die Schädel der im Fettmilch-Aufstande enthaupteten Empörer getragen hatte. Mit ihm fiel auch das kleine Häuschen des Friseurs Kraft. Die heimliche Entfernung zur Nachtzeit hat zu der bekannten Redensart Veranlassung gegeben: „Ich bin ewek wie dem Kraft sei Häusi.“ Auch die untere Brückenmühle ist verschwunden, wie auch die kleinen Wartehäuschen, die einst die Vorderköpfe der Pfeiler zierten. Dagegen sind an denkwürdigen Einzelheiten die zwei Portale über dem Abstiege zur unteren Insel um die Mitte des 18. Jahrhunderts hinzugekommen. Sie tragen über dem Türsturz den „Moenus“ und die Karrikatur der „Kanonensteppel.“ Eine weitere, gerade nicht künstlerisch wertvolle Bereicherung ist das Standbild Karls des Grossen von Zwerger nach Wendelstadts Entwurf aus dem Jahre 1843. — So bietet sich heute die Brücke keineswegs mehr in ihrer mittelalterlichen Gestalt dem Auge dar. Zu viel der Einzelheiten ist sie entkleidet, die den typischen Charakter des Bauwerks betonen, und doch wird man nur ungern die Botschaft von der beschlossenen Beseitigung vernehmen. Zu lange hat die Brücke dem ausschliesslichen Verkehr der beiden Ufer gedient, zu viel der historischen Erinnerungen aus ernsten und frohen Zeiten knüpfen sich an ihr Dasein, als dass nicht dem ehrsamen Bürger der Abbruch gleichsam wie eine Herausforderung des Schicksals erscheinen muss. Ungeachtet dessen wird an Stelle der sagenhaften „roten Mainbrücke“ ein Denkmal erstehen, das aus anderem Geiste geboren, an Verdienst um das Aufblühen der Mainstadt dem niedergelegten Bauwerk gleichen mag. |
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Date |
English: Around 1911
Deutsch: Um 1911 |
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Source |
English: Carl Friedrich Fay (photographs), Carl Friedrich Mylius (older photographs), Franz Rittweger (legend issue 1–25), Fritz Rupp (legend issue 26): Bilder aus dem alten Frankfurt am Main. Nach der Natur. Verlag von Carl Friedrich Fay, Frankfurt am Main 1896–1911
Deutsch: Carl Friedrich Fay (Fotografien), Carl Friedrich Mylius (ältere Fotografien), Franz Rittweger (Bildtexte Heft 1–25), Fritz Rupp (Bildtexte Heft 26): Bilder aus dem alten Frankfurt am Main. Nach der Natur. Verlag von Carl Friedrich Fay, Frankfurt am Main 1896–1911 |
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