File:Die Nationen und ihre Philosophie 114.JPG

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Deutsch: Buch: Die Nationen und ihre Philosophie, Verlag: Kröner, 1915
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Author Wilhelm Wundt (1832 - 1920)



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TEXT


(V. Der deutsche Idealismus.)
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die Phantasie in der Gestaltung eines Zukunftsideals unbeschränkt waltet, diese Schranke nicht besteht. Aber freilich, wie würde es auch diesem Dichter-Philosophen möglich gewesen sein, ein solches Bild festzuhalten? Denn wie wäre eine Welt übermächtiger Persönlichkeiten denkbar, die nebeneinander bestehen sollten?
So strebt Nietzsche als Philosoph zum Allgemeinen, als Dichter haftet er an der Anschauung des Einzelnen. Darum muß man jenes Bild der freien Persönlichkeit in den allgemeinen Ideengehalt zurückübersetzen, wenn man seiner philosophischen Bedeutung gerecht werden will. Das versäumen diejenigen, auf die man das von Nietzsche geprägte Wort „Bildungsphilister“ anwenden könnte, und die sich unter seinen Verehrern so gut wie unter seinen Gegnern finden. Wenn er den idealen Menschen der Zukunft die „blonde Bestie“ nennt, so nehmen sie das Wort womöglich wörtlich, die einen mit der heimlichen Wollust, die das Grauen vor dem Furchtbaren begleitet, die andern mit dem Entsetzen, das dem friedlichen Bürger die wirkliche Bestie einflößt. Sie bedenken nicht, daß das Werk des Künstlers, wenn er das überwirkliche darstellen will, niemals der Wirklichkeit gleichen kann. Und wo die bildende Kunst immer noch an ein in der Anschauung mögliches Ideal gebunden bleibt, da überschreitet der Dichter, dem nur das die lebende Anschauung ersetzende Wort zu Gebote steht, auch diese Grenze. Darum bleiben die Bilder der Danteschen Hölle, die die Malerei geschaffen hat, zumeist hinter der Schilderung des Dichters zurück, der in sie Affekte des Leidens und Entsetzens hineinträgt, an die keine äußere Anschauung heranreicht. Nicht anders ist für den Dichter des „Zarathustra“ die „blonde Bestie“ ein groteskes Bild, das durch den mächtigsten der Affekte, den Schrecken, die Idee des künftigen Übermenschen zum Ausdrück bringen soll. Ähnlich verhält es sich mit der „ewigen Wiederkehr“. Sie ist ein Bild, das von Heraklit, der

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